Monatsversammlung in der Fachklinik Erbprinzentanne

Jörg Schlamelcher ist Küchenleiter der Fachklinik Erbprinzentanne, er wird diese spanischen Paprika seinen Gästen nicht mehr zum Verzehr anbieten.

Foto: Peters

Köcheversammlung bemängelt belastetes Gemüse aus Spanien

 

Man riecht es nicht, man schmeckt es nicht

Clausthal-Zellerfeld. Die Harzer Köche legen großen Wert auf den Genusswert ihrer Speisen und deren Bekömmlichkeit, sie fühlen sich aber auch für die gesundheitliche Unbedenklichkeit ihrer Küchenrohstoffe verantwortlich.

Früher war die Verbindung der gastronomischen Betriebe zu den Lieferanten der Ware eng: Der Koch kannte die Bauern und Händler persönlich, die Verantwortung für jedes Produkt war schnell zuzuordnen. Heute, in unserer weltweiten Marktverflechtung, ist eine persönliche Verantwortung für das gelieferte Produkt nicht mehr gegeben, Profitdenken bestimmt das wirtschaftliche Handeln.

In der landwirtschaftlichen Produktion werden immer neue biochemische Mittel eingesetzt, und so dauert es oft lange, bis gesundheitsschädigende Stoffe in einem Nahrungsmittel erkannt werden. Es ist schwierig, Verantwortliche dafür festzustellen und noch schwieriger ist es, diese in Regress zu nehmen.

Gefährliche Inhaltsstoffe in Küchenrohstoffen können von Köchen ebenso wenig erkannt werden wie von Normalverbrauchern, und deshalb achten die Harzer Köche aufmerksam auf Informationen über Nahrungsmittel in den Medien, sie reagieren rasch darauf.

Jetzt liegt wieder so ein Fall vor: Im Magazin DER SPIEGEL 9/2000 wurde veröffentlicht, dass deutsche Importeure durch Pestizide und sonstige Giftstoffe hochgradig belastete Paprika aus Spanien auf dem heimischen Markt anbieten.

Auf der Köcheversammlung in der Fachklinik Erbprinzentanne wurde daraufhin spontan beschlossen, zunächst auf die Verarbeitung von Obst und Gemüse aus dem gesamten spanischen Anbau zu verzichten. 

Gleichzeitig werden sich die Harzer Köche mit der Amtlichen Spanischen Handelskammer in Frankfurt in Verbindung setzen, um präzise Informationen bezüglich der einzelnen Produkte und Produktionsquellen anzufordern, denn man möchte auf die Dauer auf die frühen südlichen Gemüse nur ungern verzichten.                 Pe

22. Oktober 2000