Kulinarische Ideenlandschaft Harz!

Kochen für zukünftige Gäste

Clausthal-Zellerfeld. Normalerweise muß der Gast für die Menüs, die den Studenten in der Clausthaler Mensa während der drei Gourmettage angeboten wurden, so um die dreißig Mark zahlen, die Studenten konnten die Gerichte der gehobenen Harzer Gastronomie jedoch zu mensaüblichen Minipreisen genießen.
Immer mehr junge Leute geraten in der Sog der Fastfoodanbieter: Hamburger, Döner, Pizza, Pommes weiß und rot, sind die bevorzugten Speisen. Um dem etwas entgegenzusetzen planten die Harzer Köche möglichst vielen jungen Leuten die Schmackhaftigkeit traditioneller Küche nahezubringen. Als Zielstelle bot sich die Mensa der TU-Clausthal an. Das Motto dieser Aktion sollte zunächst "Harz pur" sein und in Form eines Wettkampfes durchgeführt werden "Drei Harzer Spitzenköche gegen die Mensamannschaft".

Als es dann an die Realisierung ging, kam man von der puristischen Version ab. Die Höhenlage und das raue Klima des Harzes schränkt die Auswahl der Küchenrohstoffe stark ein, und die traditionelle Küche des Harzes kann man getrost als "Arme-Leute-Küche" bezeichnen. Und was die Durchführung betraf, so entschieden sich die Harzer Köche für Kooperation statt für Wettkampf, denn eine solch aufwendige Aktion ist nicht mit Einzelleistungen durchzuführen.

Also wurde festgelegt, dass an drei aufeinander folgenden Tagen je ein Spitzenkoch sein Menü mit möglichst ortsüblichen Küchenrohstoffen vorgibt und die Hauptkomponenten selbst herstellt. Die umfangreichen Nebentätigkeiten sollten von der Mensamannschaft bewältigt werden, und so verfuhr man dann auch.

Die Kernmannschaft der Gourmettage in der Mensa der TU-Clausthal. (v.l.) Chefkoch Frank Klatt, zuständig für die kulinarischen Belange der Firma Jägermeister, Wolfenbüttel, Wirtschaftsleiter Ronald Brunow, Chefkoch in der Clausthaler Mensa, Oberstudienrat Dirk Peters, Stv. Vorsitzender der Vereinigung Harzer Köche, Patronchef Josef Oelkers, Hotel "Romantischer Winkel", Bad Sachsa, Patronchef Michael Klutt, Hotel "Zum Paradies", Sieber. Foto: Oliver Stade Gruppe3N.JPG (36988 Byte)
Die Großküchenprofis unter der Leitung von Ronald Brunow und Jean-Jacques Burger halfen mit ihrer Erfahrung den Kollegen aus der Gastronomie und kochten die weniger spektakulären Menübestandteile. Jungköche, die in der Oberbergrat-Albert-Schule den theoretischen Teil ihrer Ausbildung durchlaufen, halfen bei der Bewältigung des erhöhten Arbeitsaufwandes und Schüler der Hotelfachschule Harz standen den Spitzenköchen in den Gesprächen mit den Gästen der Veranstaltung zur Seite. Die Firmen Getränke Brüdern, Bad Harzburger Mineralbrunnen und Okertaler Mineral- und Heilbrunnen stellten Harzer Getränke zur Verfügung. Diese gewachsene Gesamtkonzeption der Veranstaltung erwies sich als so erfolgreich, dass bei Köchen und Gästen eine fast euphorische Atmosphäre entstand.
Josef1N.JPG (54268 Byte)Chefkoch Josef Oelkers mit Nachwuchsköchen bei der Ausgabe. Im Hintergrund Frank Meyer von der Hotelfachschule Harz, er assistiert bei der PR-Arbeit. Patronchef Josef Oelkers, vom 5-Sterne-Hotel "Romantischer Winkel", Bad Sachsa, kam schon am ersten Tag mit seinem vegetarischen Menü bei den anfangs skeptischen Studenten hervorragend an. Im Mittelpunkt seines Menüs stand ein mit Gemüse-Ragout-fin gefüllter Gartenkohlrabi. "Dass ein rein vegetarisches Essen so rundum köstlich und sättigend ist, hätte ich nicht gedacht", bekannte eine Studentin in einem folgenden Radiointerview.
Frank1N.JPG (53193 Byte)Chefkoch Frank Klatt gibt selbst die Forellen an seine Gäste aus, im Bild links, Peter Zimmermann, der Leiter des Studentenwerks. Im gleichen Interview kommentierten Studenten das Gericht des folgenden Tages als ungewöhnlich, aber sehr gut: Chefkoch Frank Klatt, er wohnt im Oberharz und ist für die kulinarischen Belange der Firma Jägermeister zuständig, wollte seine Forelle nicht wie üblich als "blau" oder "Müllerin" anbieten. Seine Idee, den Edelfisch mit Sauerampferfarce zu füllen und zu braten, kam bei den Studenten so gut an, dass statt der geplanten 400 Portionen, 500 Portionen ausgegeben wurden. Otto Kurbach vom Forellenhof Stauffenburg hatte als Sponsor dafür gesorgt, dass dieser, für Mensaverhältnisse recht teure Küchenrohstoff, zur Verfügung stand.
InterviewN.JPG (41252 Byte) Den dritten Tag bestritt Chefkoch Michael Klutt, Jäger und Eurotoques-Chef vom 3-Sterne-Hotel "Zum Paradies" in Sieber mit seiner "Wildschweinskeule, mit einer würzigen Brennnesselkruste überbacken, und dazu gratinierte Steckrüben". Sein Menü wurde etwa 480 mal ausgegeben, danach mußten  die Gäste mit der "normalen" Mensakost vorlieb nehmen. Michael Klutt, der  noch keine Großküchenerfahrung hatte,  stellte im Laufe seiner Tätigkeit in der Mensa fest, dass auch hier korrekt und fachgerecht gearbeitet wird.
Chefkoch Michael Klutt wird während der "heißen" Phase von NDR-Reporter Norbert Maas interviewt. Wer über die entsprechende Technik verfügt, kann sich dieses Interview auch anhören.
Der Leiter des Studentenwerks, Peter Zimmermann, bezeichnete im anschließenden Pressegespräch die Veranstaltung als "außerordentlich gelungen" und bedankte sich bei allen Beteiligten. Von der Qualität seiner Mensamannschaft sei er eh` überzeugt, aber er könne sich vorstellen, dass solche Veranstaltungen für Köche und Gäste den gewissen "Kick" bringen, den man im Alltag manchmal braucht. Pe
Stand: 10. November 1999