Mittelständische Küche ein Auslaufmodell?

Vereinigung Harzer Köche denkt über die Zukunft der Gastronomie nach

   

CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Alle Meisterschaftskandidaten sollen künftig eine Ausscheidung absolvieren. Diese Ansicht vertraten die Harzer Köche auf ihrer Generalversammlung, zu der sie diesmal im Hotel „Zum Paradies“ (Herzberg-Sieber) zusammenkamen. Üblicherweise habe man bisher alle Interessenten berücksichtigt, die sich in der Berufsschule gemeldet hatten. Mit dem Rewe-Wettbewerb, einer „reinen Plattenveranstaltung“ werde man jetzt einen neuen Weg beschreiten, sagte Vorsitzender Michael Klutt.

Jugendwart Michael Geikler berichtete über die Programmplanung für das laufende Jahr, das mit einem Grilltag im April beginnt. Allerdings halten sich die Erwartungen des Vorstandes in Grenzen. Der Zulauf zu den Jugendveranstaltungen sei sehr begrenzt.

Für den Festausschuss blickte Angelika Klutt zurück auf den Harzer Jugendmeister. Man sei erfreut über die strahlenden Sieger, die tatkräftige Hilfe der Köchekollegen und der Hasenbachklinik als Ausrichterort sowie einer auswärtigen Jury. Bei Warenerkennung, Menükompositionen sowie bei der Erstellung von Ablaufplänen und Menükarten habe sich der Nachwuchs schwer getan. Probleme bereiteten in der theoretischen Prüfung auch einige technische Einrichtungen. So habe das von einigen Prüflingen bevorzugte Menü-Pergamentpapier die Drucker blockiert und dazu geführt, dass man bald hinter dem Zeitplan herhinkte.

Waren die Aufgaben zu schwer, fragten sich die Köcheverantwortlichen jetzt selbstkritisch. Zumindest einige Kandidaten schienen sich überfordert zu fühlen. Die nächste Veranstaltung dieser Art ist für Januar 2008 geplant.

Was die regionale Küche angeht, so befindet sich die Vereinigung Harzer Köche derzeit nicht gerade in einer Phase des Hochgefühls. „Bei uns gibt es keine typisch-ursprüngliche Küche“, stellte Jörg Schlamelcher mit Blick auf entsprechende süddeutsche Traditionen fest. Mit einigen „arme Leute Gerichten“ könne man keinen Gast ins Wirtshaus locken.

Vielleicht ließe sich ein vor 25 Jahren von Günter Chevalier maßgeblich beeinflusster Wettbewerb um gute Rezepte wiederbeleben, wurde in der Runde gefragt. Damals war das so genannte „Harzer Blaubeerschmandschnitzel“ entstanden, auf dessen Siegeszug durch die Gastronomie man jedoch heute noch warte.

 

Köche-Vorsitzender Michael Klutt (Mitte) möchte nach einer Gästebefragung und neuen Kontakten zum HVV an einen früheren Rezeptwettbewerb anknüpfen. Rechts Stellvertreter Jörg Schlamelcher, links Jugendwart Michael Geikler. Foto: Weiss

 

„Wie wäre es mit einem Harzer Köchebuch“, legte Michael Klutt einen Vorschlag auf den Tisch. „Jeder Kollege schickt mir sein Lieblingsrezept und wir machen daraus etwas gemeinsames.“ Diese und andere Ideen sollen jedenfalls in ein Gespräch mit dem Harzer Verkehrsverband eingebracht werden, von dem man sich „mehr Reklame“ für die Harzer Küche erwartet. Darüber hinaus ist eine kulinarische Gästebefragung im Gespräch.

In diesem Zusammenhang spielte die Frage eine wichtige Rolle: „Was erwartet der Gast von uns.“ Regionale Küche, Erlebnisgastronomie oder Fast Food?

Für Angelika Klutt war das eigentlich klar. „Anpassen“, lautete ihre Antwort, und zwar an die Trends in der Hochgastronomie, die heute auf in Richtung Wellness und leichte Gerichte geht. Kalorienarme Kost werde erwartet. Oder in Teigtüten servierte Schnellkost, die mit den Fingern gegessen wird. Die mittelständische Küche werde sich mit dem aussterbenden Publikum überleben. P.W.

Startseite   Stand: 29.03.2007